Loslassen ist kein To-do
Wenn Loslassen sich anfühlt wie Mathe in der Oberstufe (…und warum Seinlassen vielleicht die friedlichere Lösung ist.)
„Du musst einfach nur loslassen.“
Kennst du diesen Satz?
Er klingt so simpel. Fast wie: Müll rausbringen. Oder die Fenster schließen, wenn’s zieht.
Aber für mich fühlt er sich irgendwie immer an wie: Mathe in der Oberstufe.
Alle anderen scheinen’s zu verstehen – nur ich sitz da und starre auf diese unverständlichen Gleichungen.
Und dann kriecht sie langsam den Nacken hoch, die Unsicherheit, die Erwartung in mir selbst, aber auch getriggert durch das Außen.
Den Selbstoptimierungsbüchern, den Gurus, durch Social Media, überall wird einem suggeriert, das Loslassen etwas ist, das man kann. Dass man nur fest genug wollen muss – und dann tata – ist da nur noch Leichtigkeit, Frieden, Platz für Neues.
Tja, so funktioniert’s bei mir leider nicht.
Und vielleicht bei dir auch nicht – dann herzlich willkommen im Club.
In den letzten Jahren ist mir ein anderes Wort begegnet.
Nicht im Kalender, nicht im Coaching, nicht als hochglanzpolierte Antwort auf alles – sondern in mir.
Seinlassen.
Seinlassen fühlt sich weicher an. Friedlicher. Leichter
Es ist klarer.
Es will nichts von mir. Es will nicht, dass ich mit aller Kraft etwas wegstoße. Nicht, dass ich analysiere oder mich zwinge, endlich das Alte loszulassen.
Seinlassen will nur, dass ich da bin und hinschaue.
Denn nicht alles, was weh tut, muss sofort weg, manches will erst gesehen und verstanden werden. Und dann darf es sein, irgendwo, still und ohne Groll. Es darf gehen, nicht, weil ich es aktiv loslasse, sondern weil ich aufhöre, es festzuhalten.
Für mich war das der eigentlliche Gamechanger, das Wissen, dass ich nicht weg von etwas muss, indem ich es loslasse, sondern, dass ich durch das Hinschauen, verstehen und Seinlassen, näher zu etwas komme, näher zu mir selbst.
Und dadurch auch eher Antworten auf die Fragen finde:
Was liegt in meiner Hand? Was darf sich in mir und was kann ich im außen verändern?
Was gehört zu mir und was zu anderen?
Gedanken, Gewohnheiten, Muster, Reaktionen.
Innerer Frieden entsteht nicht, wenn ich die Welt um mich herum verändern will – sondern wenn ich beginne, mich selbst in meiner Essenz zu verstehen, mich zu lieben, wie ich bin, mit all meinen Facetten - auch den dunklen.
Und dann, nicht über Nacht, sonder Stück für Stück, geschieht etwas Wunderbares:
Was vorher schwer war, darf sein.
Was mir lange Energie gezogen hat, verliert seine Macht.
Nicht, weil ich es bekämpft habe.
Sondern weil ich es verstanden habe und Seinlassen kann.
Wie wäre es, wenn du heute einfach mal...
...nichts loslassen musst?
Sondern einfach nur hinschaust, hinfühlst und für einen Moment Frieden schließt mit dem, was gerade ist?
Es einfach Seinlässt?
Ich bin neugierig:
Wie fühlt sich das an?
Und was würdest du gerne zulassen, was würdest du gerne wieder in dir zumVorschein bringen?
Schreibe es in die Kommentare – oder nimm die Fragen einfach mit in deinen Tag.
Vielleicht öffnen sie eine Tür. Die in dir und zu deinem Selbst.
Du möchtest Unterstützung dabei? Iris Görling
👏🏻👏🏻👏🏻👏🏻👏🏻👏🏻
Einer meiner Yogalehrer in der Ausbildung hat mal während einer Lehrprobe was Schönes gesagt: “Sven, du hast gesagt die Teilnehmer dürfen ‘loslassen’. Wie macht man das denn?”